Rundreise durch Südalbanien 19. April bis 3. Mai 2009

albanische-flagge

Albanische Flagge auf Butrinti Festung

Zu dritt machten wir eine 14-tägige Rundreise im Wesentlichen durch den Süden Albaniens. Von Tirana aus ging es über Vlore nach Sarande und Butrinti, dann bogen wir ab nach Osten, verbrachten einen wunderbaren Tag in Gjirokaster und fuhren weiter nach Korca. Für Korca nahmen wir uns zwei volle Tage Zeit (zum Teil im Biergarten der famosen Korce-Brauerei!), ehe wir nach Pogradec am Ochridsee weiter zogen und von dort mit der Albanischen Eisenbahn nach Tirana zurückkehrten. Zwei abenteuerliche Ausflüge in den Norden – ins obligatorische Kruja und eher versehentlich nach Burrel – rundeten die Reise stilgerecht ab.

Die ersten sechs Tage begleitete uns Arben „Beni“ Mece und sein Fahrer, die Herr Jashari von der „Iliria Agentur“ von Deutschland aus organisiert hatte. Herr Jashari kümmerte sich im Vorfeld engagiert und liebenswürdig um alle unsere Sonderwünsche und buchte für den zweiten Teil der Reise sowohl günstige als auch gemütliche Hotels, so dass wir problemlos auf eigene Faust weiter kamen.

Beni sprach perfekt Deutsch, ließ mehr als einmal tiefgründigen Humor durchblicken und erwies sich überhaupt als exzellenter Kenner der Albanischen Kultur vom Altertum bis in die Jetztzeit. Sein geografisches und geschichtliches Wissen ist verblüffend, hinsichtlich der albanischen Kunstgeschichte schlägt er jedes Lexikon. Ein perfekter Botschafter für sein Land – sowohl was die Menschen, Landschaft, Flora und Fauna, die nationalen Eigenheiten und den unübersehbaren Nachholbedarf des Landes angeht.

Dafür, dass es in diesem Land bis 1990 keinerlei privaten Autoverkehr gab, wird meistens vorsichtig und rücksichtsvoll gefahren. Obwohl die Straßen teilweise noch in einem – vorsichtig gesagt – sub-optimalen Zustand sind, kamen wir überall sicher und pünktlich an, nicht zuletzt, weil der Fahrer ein wahrer Jongleur am Lenkrad war und die kniffligsten Situationen elegant meisterte.

Das Essen in Albanien

Das Essen schmeckte immer und überall hervorragend – nicht nur für uns eine hocherfreuliche Überraschung in einem post-kommunistischen Land. Ob in der Bauernschenke in Pogradec oder im Panorama-Restaurant über Vlore, auf dem Basar in Korce und in der Pizzeria in Tirana: die Qualität der Lebensmittel übertrifft das meiste, was uns im Westen vorgesetzt wird. Nicht nur in den Salat wollte ich mich mehrfach glatt reinlegen. Der Schluss lag nahe, dass die Speisen ihre Köstlichkeit der atemberaubend schönen und zum Großteil unberührten Natur verdanken – ich wünsche den Albanern, dass dies so bleibt, auch wenn die sogenannten „Errungenschaften“ unserer westlichen Konzerne sich derzeit anschicken, das Land zu überfluten.

Wie gefährlich ist Urlaub in Albanien?

Und für alle, denen noch die Horror-Meldungen über Anarchie, Mord- und Totschlag aus den 90er-Jahren im Kopf herumspuken: wir fühlten uns im heutigen Albanien absolut sicher! Ausnahmslos alle Menschen, die wir trafen – und es waren nicht wenige, denn Touristen fallen in diesem Land, das praktisch 50 Jahre lang von der Außenwelt isoliert war, auf wie bunte Hunde und werden regelmäßig angesprochen, – die Albaner, also, sind ausnahmslos nett und hilfsbereit. Abgesehen von den unvermeidlichen Verständigungsschwierigkeiten (Kopfschütteln heißt Zustimmung), hatten wir immer den angenehmen Eindruck, willkommene Gäste zu sein. Wir wurden mehrfach spontan auf Kaffee, Bier und Schnaps eingeladen, in den Bussen und im Zug wurden wir bestaunt wie hohe Staatsgäste und auf den Basaren niemals belästigt oder übers Ohr gehauen. Es gibt viel Armut im Land, aber dennoch wurden wir nicht viel häufiger angebettelt als in einer durchschnittlichen deutschen Fussgängerzone und kein einziges Mal abgezockt.

Albanien und die Europäische Union

Albanien will in die EU, diese Botschaft wurde uns unzweifelhaft übermittelt. Nato- und Deutschlandfahnen schmückten nicht wenige der halbfertigen Rohbauten überall im Lande. Bis zum Beitritt dürfte es zwar noch ein langer, steiniger Weg sein, aber die Albaner kennen sich aus mit steinigen Wegen, sie sind hochmotivert und haben ein immenses Potential an Einfallsreichtum, natürlichen Ressourcen und Lebensart. Beispielsweise möchte ich hier die seit Jahrhunderten friedliche Koexistenz der Muslime, der Orthodoxen und der katholischen Christen erwähnen.

Wir meinen: „Herzlich willkommen in der EU, Albanien!“ und fragen uns, warum wir dieses Land nicht schon längst bereist haben. Für uns jedenfalls war die Reise ein großartiges Erlebnis, und sobald es uns möglich ist, werden wir wieder los ziehen ins Land des legendären Skanderbegs, der sympathischen Bektashi, des leckeren Rrushi Raki und der faszinierend zahlreichen Hoxha-Bunker, zwischen denen friedlich Schafe und Ziegen weiden.

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